Wir sitzen zusammengedrängt reduced to the max mit unserem Gepäck im Pickup. Nur unsere Kanus geniessen Freiluft und genügend Platz. Jeder Blick in den Seitenspiegel bestätigt mir aufs Neue, dass der Anhänger ziemlich lang ist. So an die sechs Meter Länge zieht das Auto den Anhänger durch das begehrte Nadelöhr Gotthard, um auf der anderen Seite unserem Ziel Turbigo näher zu kommen. So ein Anhänger hat auch seine Vorteile. Ab und zu kannst du auf der Anhängerspur fahren und ziehst an den stehenden Autos vorbei :-)
Bald geht's los.
Während die einen sich dank flotter Fahrt bereits beim Einkaufen von italienischen Leckerbissen inspirieren lassen, trudeln wir mit unseren gemütlichen 80km/h in Turbigo ein. Eigentlich war vorgesehen, dass wir hinech noch einwassern. Doch die Dämmerung sagt uns was anderes. So verbringen wir die erste Nacht auf dem Camping am Ticino.
Der Morgennebel über dem Fluss bringt die perfekte Stimmung für einen guten Start in den Tag. Auf der Muurikka werden Pancakes gebacken und mit Süssem und Salzigem verspiesen. Der Kaffee sorgt für wohlige Wärme und gute Laune.
Und dann stand da der riesige Berg aus Nahrungsmittel, Wasser und Gepäck. Irgendwie schafften wir es, alles in unsere Kanus zu packen und los geht die Fahrt.
Stärkendes Frühstück mit Blick aufs einzupackende Material
Die Tage sind viel zu kurz. Kaum haben wir ein wunderschönes Lagerplätzchen gefunden, dämmert es bereits. Die einen machen Feuer und kochen leckeres Abendessen, die andern spannen die Tarps zwischen lauschigen Büschen und Bäumen.
Mit vollem Bauch und nach einem intensiven Tag sitzen wir zufrieden ums Feuer und freuen uns auf unsere Schlafzimmer!
Schlafzimmer und ausspannen
Selbst gebackenes Brot mit frisch gekochter Marmelade zum Frühstück! Was will das Schlemmerherz mehr! Wieder wird alles in die Kanus gepackt und weiter geht die Fahrt. Nach einem frisch gebaggerten Zwischendamm (aussteigen, Boot hoch ziehen, runter lassen und wieder einsteigen) machte ein Kanu Bekanntschaft mit einem Dornenbusch. Dieser freche Busch schnappte sich die Mütze einer Paddlerin und versah ihre Jacke mit hunderten von Dörnchen! Mit dem Wurfsack versuchten wir die Mütze aus dem Dornenbusch zu befreien. Hätte sich da nur nicht das Ende des Wurfsacks aus der haltenden Hand befreit. Und los ging die Rettungsaktion Wurfsack rettet Wurfsack!
Und was nun mit der Mütze? Wie gerufen tauchte eine weitere Kanugruppe auf. Der Kanuguide schnappte sich beim Vorbeifahren die Mütze aus dem Busch und warf sie unserer Paddlerin! Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.
Lukullisch!
Am Abend stellten wir unser Japanhaus auf. Der Lagerplatz befand sich auf einer Lichtung in einer kleinen Baumgruppe auf einer endlosen Sandsteinbank.
Es war ein wunderbarer Abend. Die Crew bereitete gemeinsam ein lukullisches Geburtstasgsessen mit allem Drum und Dran vor. Wir hätten ewig am Feuer sitzen können, doch die Müdigkeit holte uns ein. So begann das grosse Nuusche in den Taschen und gleichzeitig auch der Regen. Es regnete die ganze Nacht. Doch alles blieb trocken. Nach dem Frühstück kam die Sonne zum Vorschein! Was für ein Wetterglück! Das Lager konnte bei Sonnenschein abgebaut und trocken verstaut werden.
Wetterglück und tolle Ambience
Ab dem dritten Tag floss der Ticino nur noch gemächlich vor sich hin. Hindernisse hatte es kaum, oder doch? Warum drehten sich die einen ständig im Kreis? Im Wasser zeigten sich riesige Wasserpilze. Bist du zu langsam kann es gut sein, dass dich die örtliche Strudelströmung Pirouetten tanzen lässt.
Fliessen lassen!
Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir an einem Fünfsternestrand: Abendsonne, wunderbarer Sonnenuntergang, windstille Schlafplätzchen, Feuerholzschlaraffenland und Swimmingpool.
Doch das Beste waren die liebevoll handgedrehten Spätzchen! Das heutige Kochteam hat sich voll ins Zeug gelegt! Die einen rührten, die anderen feuerten, die dritten bauten ein Glutbeet, um die wertvollen Spätzchen warm zu halten.
friedvolle Abende
Der Moment, in dem du das warme Teller gefüllt mit lukullischen Köstlichkeiten in den Händen hältst und in den Augen zwar Müdigkeit zu sehen ist, diese jedoch vor lauter Glück glänzen, und dich das Feuer wärmt und die Sterne über dir nadisna erscheinen, während der Schimmer am Horizont immer schwächer wird …. ja, das ist einer der schönsten Momente. Hier verspürst du die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur sowie die Kraft der Gemeinschaft.
Fiume Ticino!
Der Nebel über dem Wasser begrüsste uns auch am letzten Morgen. Es blieb bewölkt und kühl. Emsig wurde das Lager aufgeräumt, Töpfe geputzt und alles renaturiert, als wären wir niemals hier gewesen.
„Geht das jetzt nur noch so langweilig weiter bis Pavia?“, hörten wir Stimmen aus dem pirouettentanzenden Kanu :-) Gemächlich ging es durch die wunderschöne Landschaft dem Städtchen entgegen. Eisvögel wurden gesichtet, lange Flussschlaufen und baufällige Hausboote bestaunt. Das letzte Kehrwasser wurde befahren und das Ziel war erreicht.
Besten Dank allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für dieses Abenteuer auf und am Ticino.